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Preisexzesse um Päonien

Er fuhr weiter, dass für einzelne Pflanzen bis zu 10000 Käschs bezahlt wurden. Dieser Preis entsprach ungefähr dem Wert von 100 Scheffel Reis (ca. 3700 Liter). Der Besitz eines einzigen Pfröpflings der neuesten Sorte, die gerade Mode war, galt als extremster Luxus. Nur wem diese Tatsache bewusst ist, kann die ganze Kraft des berühmten Päoniengedichtes von Pai Chü-I begreifen, das dieser um 810 schrieb:

"Dem Ende nähert sich der Frühling in der Kaiserstadt.

Menschen und Wagen drängen sich auf den Strassen.

Alle sagen, die Päonien stehen in voller Blüte.

Sie gehen zusammen Blumen kaufen. Einfach oder kostbar - es sind verschiedene Preise, wie viele Blüten die Pflanze trägt. Für die erlesenen Sorten - hundert Ballen Damast.

Doch die einfachen schon für fünf Stück Seide.

Überspannt von einer Decke, umgibt sie ein geflochtener Zaun.

Mit Wasser besprengt, die Wurzeln beim Pflanzen mit Lehm bedeckt, verlieren sie nie ihre Schönheit.

Jede Familie befolgt gedankenlos dieses Tun.

Keiner hinterfragt es.

Ein alter Landarbeiter kommt zufällig des Wegs.

Er allein beugt den Kopf und seufzt. Niemand begreift ihn.

Er denkt sich: "Eine Pflanze mit dunkelroten Blumen bezahlt die Steuer für zehn arme Häuser."



aus: Päonien - ein Kapitel aus "Science and Civilisation in China'

Joseph Needham, Lu Gwei-Djen und Huang Hsing-Tsung

Schweizer Staudengärten Publikationsorgan der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde (GSS) Vereinigung der Garten- Pflanzen- und Blumenfreunde Heft 15/16 Herbst/Winter 1991 ISSN 1011-5838