Auszug aus:
Kräuterbuch
von
Jacobus Theodorus "Tabernaemontanus" Anno 1625
Bearbeitet von Dr.Carsten Burkhardt, Nov. 2000. Die unbearbeitete vollständige Fassung des Buches ist unter www.kraeuter.ch zu finden. Dort ebenfalls Bilder etc. Meine Bearbeitung besteht vor allem darin, die Kürzel in der Taxonomie zu enträtseln und mit den angegebenen Quellen vergleichbar zu machen. Meine Einfügungen sind durch den weiß umrandeten Kasten sichtbar gemacht. |
VON PAEONIEN
Es gedencket DIOSCURIDES lib. 3. cap. 159. zweyer Geschlecht der Päonien: eines ist das Männlein/ das ander aber das Weiblein.
(I.)Von dem Männlein schreibet er/ daß es Blätter habe den grossen Nußbäumen Blättern ähnlich: die Wurtzel sey dick/ wie ein Finger/ und einer Spannen lang/ eines herben und zusammenziehenden Geschmacks: Es ist auch die Wurtzel auswendig etwas röthlich/ innwendig aber weiß. Der Saame ist auch etwas runder dann in den Weiblein/ sonst ist es in andern Stücken dem Weiblein fast gleich.
II. III. Das ander Geschlecht wird genennt Päonienrosen Weiblein/ hat ein knodechte oder knöpffechte Wurtzel/ welche sich etwas den Eicheln vergleicht/ oder aber der Affodillwurtz/ welcher sie gantz und gar verwandt seyn/ auswendig schwartzlecht/ innwendig aber weiß und lück/ eines schwären Geruchs: Aus der Wurtzel wächst ein glatter Stengel zweyer Schuh hoch/ an welches Gipffel schöne runde Köpff herfür kommen/ wann dieselbige aufgehen/ so werden schöne rothe Rosen daraus/ deren etliche gefüllt seyn/ [und deren offt eine bey 500. Blätter klein und groß hat] etliche auch ungefüllt/ innwendig mit gelben Zaseln besetzet: Die Blatter seyn der schwartzen Nießwurtzblättern fast gleich/ seyn erstlich braunroth/ darnach werden sie grün/ und endlich aschenfarb. Wann die Blätter an den Blumen verfallen/ so wachsen zwey oder drey kleine/ rauhe/ weiche Schöttlein/ wie Mandelknöpff/ in welchen man/ wann sie sich aufthun/ schöne rothe Körner find/ wie der Granatkörner/ welche mit der Zeit gar schwartz werden/ innwendig aber bleiben sie weiß/ und seyn eines süssen Geschmacks. [Aber die gefüllte bringet gar selten Saamen/ dieweil die Krafft alle in die Blumen verzehret werden.]
IV. Das folgende Geschlecht ist dem andern gantz und gar gleich/
allein daß seine Blumen von Farben von Farben schön weiß
seyn.
[Sonst findet man under den Weiblein eine
die gantz schön weiß ist: wie dann auch eine gefunden wird
die grosse Blätter und dergleichen leibfarbe Blumen hat/ die
aber noch so groß sind als an den andern.
Noch ist eine mit harten kleineren dunckelgrünen Blättern/ so nit hoch wächst/ und ist die Blume viel kleiner dann an der gemeinen und dunckelbraunen.
Es ist auch eine/ die Blätter hat fast als die gefüllte/ mehr zertheilet als die ander/ die Blum ist schön Zinober farb/ die man BYZANTINAM nennet: von andern soll in unserm lateinischen HERBARIO, geliebts Gott/ weitläuffiger/ wie dann auch von diesen geredt werden.]
Sie werden allesamt in den Gärten gezielet: [wiewol das Männlein und Weiblein auch wachsen in den hohen Gebürgen bey Como/ wann man in das Schweitzerland will auff dem Monte Generoso genannt/ auch in Saffoy und Barbona auf dem VEGANIO. Die weisse aber in Creta auff dem Berg Ida/ wie BELLONIUS schreibt.] Blühen im Mayo.
Im Folgenden habe ich farbliche Markierungen vorgenommen: Hell-Rot ist der unter I-IV genannte Name, Dunkel-Rot der/die im Text als Synonym genannte/n Namen, Blau sind die von mir als solche identifizierten Autorennamen, Grün die Namen von Werken |
Von
den Namen.
Paeonien oder Benigenrosen/ wird auch genennt Pfingstrosen/
Gichtrosen/ Königblum/ Griechisch und Lateinisch PAEONIA,
DULCISIOLA.
I. Paeonia folio niricante splendido, quae mas Caspar Bauhin
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mas |
MATTH. ANG. CORD. IN DIOSC. AD. Lobelius. IC. &OBS. Dodon. CAES. Lugdunens. TAB. GER. EYST. |
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nobilor vel 2. |
TRAG. |
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mas folio nucis |
Gesner HORT. |
II. Paeonia communis vel faemina Caspar Bauhin
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Poeonia |
TRAG. TUR. LON. |
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foemina |
Brunfels Fuchs ANG. |
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Dodon GAL. CORD. IN DIOSC. & HIST. Gesner. HOR. AD. |
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Lobelius IC. CAM. |
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foemina altera |
Dodon. Lugdunens. |
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vulgaris foemina |
Clusius. Historia. |
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rubra flore simpl. |
Eyst. |
III. Paeonia foemina fl. pl. rubro majore Caspar Bauhin
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foemina multipl. |
FL. Gesner. HORT. Dodon. GER. |
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foemina polyanthos |
Lobelius. IC. & OBS. Lugdunens. |
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polyanthos flore rubro |
Eyst. |
IV. Paeonia foemina fl. albo pl. Caspar Bauhin
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foemina polyanthos fl. albo |
GER. |
William T. Stearn and Peter H. Davis schrieben 1984 in 'Peonies in Greece' zu Bauhin: By 1623 when Caspar Bauhin published his [Pinax] Theatri Botanici listing about 6000 kinds of plants with their synonyms, a work it had taken him 40 years to complete, ten kinds of single peonies and four double forms had become known. These included I. Paeonia folio nigricante splendido, quae mas (now P. mascula subsp. mascula); II.Paeonia communis vel foemina (now P. officinalis subsp. officinalis); III. Paeonia tenuis laciniata subtus pubescens flore purpureo (now P. officinalis subsp. humilis.) IV. Paeonia folio subtus incano, flore albo vel pallido (which included P. clusii) and V. Paeonia peregrina flore sature rubente (now P. peregrina). Interessant ist das hierbei vor allem, weil Caspar Bauhin der Verleger des Buches war (siehe 'Vorwort des Verlegers' auf www.kraeuter.ch und weil die genannten Namen allesamt mit C.B. als Abkürzung für Caspar Bauhin versehen sind. |
Hier zum Vergleich die von Basilius Besler im 'Hortus Eystettensis' verwendeten Namen und Bezüge: Tafel/name/Bezug |
7 |
flore pleno incarnato. |
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8 |
Polyanthos flore rubro. |
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9 |
peregrina flore coccineo. |
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10 |
mas flore purpureo. |
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11 |
mas major, flore incarnato |
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12 |
mas flore incarnato. |
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13 |
mas flore albo simplici. |
Lobel. Obs pag. 390. pauciss, verbis attingit. Cam. Hort. Med. pag. 115 C. Bauh. in Matth. recogn. in textu, fol. 5;6. in Phytopin.fol. 647 |
14 |
Byzantina major. Byzantina minor. pumilis. |
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15 |
rubra flore simplici |
Dodon. 193. & 194. fol. Coesalpin. lib. 15. cap. 36. fol. 588. Lobel. Obs 390. Adv. 350, Lugdunens 855.856. &c. fol. Epit. Matth, Cam. 656. fol. Hort. Med. 114. fol. C. Bauh. Matth. 655. fol. Phytopin. 646. fol Trag. cap. 200. lib. I. Fuchs 75. cap. Tabern. 416. lib. secundo. Cam. Matth. Germ. 313. fol. Durant. 687. fol. |
Arabisch FEONIA. Welsch PEONIA. Spanisch ROSA ALBADERA. Frantzösisch PEONINE. Böhmisch Piwonka. Englisch Peony. Niederl. Pionien.
Von der
Natur/ Krafft und Eigenschafft der Päonien.
FERNELIUS schreibt/ die Päonien seyn warm und trucken im andern
Grad. Sie seyn etwas süß/ ziehen auch zusammen/ und haben
eine Schärpffe/ die ein wenig bitter ist.
[Die Blumen sollen
im Mäyen: der Saamen im Augstmonat gesammlet werden: aber die
Wurtzel soll man zu Anfang des Frühlings/ ehe sie die rothen
Zapffen stossen/ oder im Herbst/ so der Stengel verwelcket ist/
graben un behalten/ so zwey oder drey Jahr gut bleibt.]
Innerlicher
Gebrauch
Es wird die Päonien sehr
gerühmt wider die Gebresten des Haupts und des Hirns/ fürnemlich
aber wider die Fallendsucht/ wie GALENUS, bezeuget. [Aber bey den
Alten findt man nirgends/ daß sie die Päonien innerhalb
den Leib wider diese schwäre Kranckheit gebraucht haben: jedoch
so gibt die lange Erfahrung/ daß nicht allein diese Wurtzel und
Körner gut seyn/ sondern auch der Safft und Wasser aus den
Blumen darzu dienstlich seyen. Daher pflegt man den Kindern mit
Kirschenwasser ein Milch aus dem Saamen zu machen/ und mit anderen
nothwendigen Dingen vermischen/ welche wider das Fraißlich
kräfftig ist. Ander nehmen die Körner/ säuberens
fleißig von der äussersten Rinden und machen mit Zucker
oder Honig ein Latwerge/ und brauchens für ein Präservativ
wider gemeldte Kranckheiten.
Es soll aber die
Wurtzel gegraben werden im Frühling in abnehmenden Mond: andere
grabens/ wenn die Sonn im Löwen ist/ darzu am Tag und Stund der
Sonnen/ in abnehmendem Mond.]
Wider das Fräsel
der jungen Kinder/ soll man nehmen der Wurtzel und Saamen der Päonien
jedes ein Quintlein/ Eichenmistel ein Quintlein/ diese Stuck soll man
zu einem subtielen Pulver machen/ mit Zucker vermischen/ und den
Kindern ein Quintlein schwär mit Milch eingeben.
So aber den Kindern das Fräsel von Würmern herkäme/
welches dann offt geschicht/ soll man nehmen der Wurtzel und Körner
der Päonien jedes 2. Quintl. Wurmsaamen zwey Quintlein/ des
besten RHABARBARI 2. Scrupel/ weissen Zucker zwey Untzen/ darvon soll
man auch ein subtieles Pulver machen/ und den Kindern in der Wochen
ein mal oder zwey mit einem Löffel darvon eingeben/ entweder mit
Milch oder einem andern Brühlein/ sonderlich wenn der Mond
abnimmt.
Es beschreibet auch MERCURIALIS ein
Pulver wider das Fräsel der jungen Kinder/ so noch an der Mutter
Brust hangen/ nemlich also: Man soll nehmen der Päonienkörner
ein halben Scrupel/ Stechasblumen und Bethonienblumen ein halben
Pugillum/ Galgant ein Scrupel/ die Stuck soll man allzumal zu einem
subtielen Pulver machen/ darvon soll man etwas in ein Löffelein
thun/ und dem Kind in Mund bringen/ darnach soll man es alsobald
darauf saugen lassen/ darmit das Pulver in Leib komme.
Wenn in den erwachsenen Kindern das Fräsel nicht wolte
nachlassen/ so soll man das Frantzosenholtz in Bethonienwasser
sieden/ und ein paar Quintlein/ oder mehr nach Gelegenheit
Päonienkörner darzu thun/ deßgleichen auch
Eichenmistel und Coriander/ und einen Syrup daraus sieden/ darvon man
den Kindern geben soll. Es geben etliche für/ es muß diese
Wurtzel zu einer gewissen Zeit gegraben werden/ in einer sonderlichen
CONSTELLATION des Himmels/ wenn die Sonn im Löwen sey/ darzu
auch am Tag und in der Stund der Sonnen: Uber das so sey das Männlein
viel kräfftiger dann das Weiblein.
Es
meldet MATTHIOLUS, wenn man ein halb Loth Bibergeil und drey Handvoll
Päonien in vier Pfund weissen Wein siede/ und alsbald ein Kind
aus Mutterleib komme/ dasselbige so bald in diß Bad lege/ und
an dem gantzen Leib wasche/ so soll es für der Fallendsucht
sicher seyn: Und meldet daß diese Kunst an acht Kindern [einer
Mutter] seye bewährt worden/ aus welchen die 2. erste am Fräsel
gestorben seyn/ an welchen man diese Artzney nit gebraucht hat: Die
andere aber/ denen diese Artzney ist gethan worden/ seyen alle vor
dem Fräsel gefreyet gewesen. In summa es wird die Päonia
gelobt und gerühmet/ daß sie TOTA SUA SUBSTANTIA wider das
Fräsel oder Fallendsucht gut und nutzlich sey.
Es schreibet auch GALENUS, daß die Wurtzel an Krafft habe die
verstandene MENSES wiederum zu erholen/ einer Mandel groß zu
Pulver gemacht und in Honigwasser getruncken/ [mit Wein in der Grösse
einer Kesten eingenommen/ reiniget die Weiber nach der Geburt:
lindert auch den Wehetagen des Bauchs.]
Er
meldet auch/ daß sie die verstopffte Leber und Nieren eröffne/
dieweil sie etwas scharpff und bitter sey/ daher auch PLINIUS und
ander schreiben/ daß sie nutzlich gebraucht werde wider die
Geelsucht. DIOSCURIDES saget/ daß zehen oder zwölff der
rothen Körner in herben schwartzen Wein getruncken/ stopffe den
übrigen rothen Monatfluß der Weiber: und seyen dieselbige
Körner gut den Magensüchtigen/ so nicht bey sich behalten
können/ was sie essen oder trincken.
Mit
süssem Wein getruncken/ seyn sie gut wider die Schmertzen der
Nieren und der Blasen. [So man die Körner den Kindern zu essen
oder zu trincken gibt/ lassen sie den Stein in ihnen nicht
wachsen.]
FERNELIUS schreibt/ daß sie zu
gebrauchen seyn wider den INCUBUM, das ist/ wenn einer meynt/ daß
er im Schlaff von jemmand getruckt werde/ und kein Athem haben kan:
Darfür man fünffzehen der schwartzen Körner in Wein
trincken soll/ wie DIOSCURIDES meldet. Es meldet auch FERNELIUS, daß
die Wurtzel oder die Körner [I. Quintleins schwär] im Wein
getruncken/ gut seyen wider das auffsteigen der Mutter/ darvon die
Weiber in Ohnmacht fallen.
GALENUS sagt/ wenn
man die Wurtzel in saurem Wein siede/ und davon trincke so stopffe
sie den Bauch. [So man der Körner dreissig nimmt/ dieselbigen
schelet/ zu Pulver stösset/ und im Wein zu trincken gibt/
bringen sie die verlegene Sprach wiederum/ dienen auch wider das
Gifft.]
Eusserlicher
Gebrauch.
Es seyn viel Leut der
Meynung/ daß wenn man den Kindern die Wurtzel oder die Körner
an den Hals hencke/ sollen sie von dem Fräsel frey seyn /
welches auch FERNELIUS bezeuget/ und auch GALENUS ein Exempel erzehlt
mit einem jungen Knaben/ welcher gantz und gar von der Fallendsucht
ist gefreyet gewesen/ wenn er die Wurtzel am Halse getragen hat/ so
bald er aber dieselbige von sich abgeleget/ ist er gleich in die
Schwachheit gerathen/ welche nicht nachgelassen/ biß man ihm
die Wurtzel wieder angehangen. Es sollen auch diejenige/ so mit der
Fallendsucht beladen/ statigs an diese Wurtzel riechen/ darzu sie
auch ein wenig Bibergeyl und Rauten nehmen sollen.
[Solche Wurtz auch am Hals getragen/ vertreibt alle nachtliche
Gespenst/ so im Schlaff unruhig machen/ etlichebrauchen die Körner
darfür.]
HOLLERIUS schreibt/ man soll
nehmen Bertram/ Veyelwurtzel und Päonienwurtzel jedes 2.
Scrupel/ daraus ein Pulver machen und denjenigen in die Nasen blasen
so die Fallendsucht haben/ so werden sie durch das Niessen widerum
erwecket.
Man saget auch/ so jemand die Wurtzel under der Zungen
halte/ so verstelle sie das Nasenbluten.
Von Päonienwasser.
Es wird auch aus der Päonien ein Wasser gebrandt/ nemlich von
den Rosen und Wurtzeln/ welches auch zu allen erzehlten Gebrechen kan
gebrauchet werden.
Fürnemlich aber bekommt
es den jungen Kinderen wol/ so mit dem Freißlich beladen seyn/
man kan auch ein wenig Schwalbenwasser darzu thun/ doch also/ daß
man nehme drey Untzen Päonienwasser/ und ein Untz
Schwalbenwasser/ doch nach Gelegenheit der Personen etwas mehr/
solche miteinander vermischet/ und den Kindern ein wenig eingebe.
Es gibt auch diß Wasser eine gute Hertzstärkung/ wendet
die Ohnmacht/ und sonderlich in den Weibspersonen/ so von wegen der
Mutter dahin fallen/ als wenn sie todt wären.
Es wird auch von etlichen auff eine künstliche Art diß
Wasser distilliert/ und nennen es AQUAM EXTRACTIONIS PAEONIAE,
welches zu oberzehlten Gebresten viel stärcker und kräfftiger
ist/ dann das gemeine gebrandte Wasser.
Extract von Päonien.
Aus den Pfingstrosen wird auch ein herrliches EXTRACT in den
Apothecken zugerichtet/ so man EXTRACTUM PAEONIAE nennet/ welches
sonderlich gut und kräfftig ist wider die Fallendsucht in den
erwachsenen Personen.
Es kan auch zu andern
Gebrechen mehr gebraucht werden/ als nemlich wider die Verstopffung
der Leber/ wider die Geelsucht und Verstopffung der Nieren.
Es ist auch gut den Weibern/ so OB SUFFOCATIONEM UTERI darnieder
fallen.
Von Päoniensaltz.
Aus den Päonienwurtzeln kan man auch gar wol ein Saltz
PRAEPARIREN/ so zu ermeldten Schwachheiten der Leber/ und der Mutter/
fürnehmlich aber wider die Fallendsucht/ gar nutzlich und
dienstlich ist/ wie dann der hochgelehrte und berühmte MEDICUS
DOCTOR JOHAN. WOLFFIUS Fürstlicher Leibartzt zu Marpurg/ in
unsers G. F. und Herren Landgraffen Ludwigs Apothecken/ so ihre F. G.
den armen schwachen Underthanen zum besten/ mit grossen Unkosten
haben auffrichten lassen/ solch Saltz PRAEPARIEREN läßt.
Man soll aber dieses Saltz nicht den jungen Kindern / sondern alten
erwachsenen Personen eingeben/ auch nicht über zwey oder drey
Gran schwer.
Von Päonienblumenzucker.
Es werden auch die Blumen von der Päonien in den Apothecken mit
Zucker eingemacht zu einer Conserven/ so man CONSERVAM PAEONIAE
nennet/ und wird also zugerichtet. Nimm die Blätter von den
Päonienblumen/ zerhacke oder zerstosse sie klein/ und zu einem
Pfund der Rosen nimm vierthalb oder drey Pfund Zuckers/ stoß
sie zusammen/ thu sie in ein Gefäß/ stelle es drey Monat
an die Sonnen/ und rühre es täglich um: Dieser eingemachter
Zucker ist fürnemlich gut wider die Fallendsucht/ darvon man den
erwachsenen Kindern/ so mit dieser Plag beschwäret seyn/
jederzeit geben soll: Darnach ist er gut für die Nachtforcht und
Fantasey/ wider den Schwindel und andere Gebrechen des Hirns/ so von
desselbigen Blödigkeit herkommen/ dann es haben die Päonien
eine sonderliche Art das Hirn zu stärcken und zu kräfftigen.
Er treibt auch die verstandene Zeiten der Weiber/ und reiniget sie
nach der Geburt/ eröffnet die verstopffte Leber und Nieren/ ist
gut wider die Gelbsucht/ treibt den Harn und Grieß aus/
[benimmet das Leibwehe und stillet den Bauch/ ist gut für den
Todt des Magens/ und lasset den Stein bey den jungen Kindern nicht
wachsen.]
Welche Weibspersonen stätigs in
Ohnmacht fallen/ wegen Auffsteigens der Mutter/ die sollen sich
fleissig an diese CONSERVAM halten/ dann sie bekommt ihnen gar
wol.
Man soll den jungen Kindern diesen Zucker
in dem Wasser zertreiben und eingiessen.
Es
sollen auch die Saugammen diesen Zucker stätigs gebrauchen/ zu
einer Vorsorg/ damit die Kinder etwas befreyet werden von solcher
Schwachheit.
Von Päonienwein.
Aus den Pfingstrosen oder Päonien/ kan man auch einen nutzlichen
guten Wein machen/ welcher nicht allein zu der Fallendsucht/ wider
den Schwindel/ und andere kalte Gebrechen des Haupts sehr gut ist/
sondern zu alllen andern Gebrechen/ darvon bey der CONSERVEN ist
Meldung geschehen.
Wie man aber diesen Wein
bereiten soll/ darvon kan man lesen bey dem Wermuthwein.